Kinder unterstützen:
„In der Garderobe der Kita“
Kürzlich besuche ich eine Kita, um die Erzieher*innen bezüglich ihres Umgangs mit einem Jungen, der einen Integrationsstatus hat, zu beraten. Insgesamt bin ich drei Tage in der Einrichtung, die meisten Kinder erinnern sich schon an mich, als ich das zweite und dritte Mal komme. Nach dem Vormittagsprogramm gehen die Kinder nach draußen auf einen der Spielplätze.
Die meisten sind zu dieser Jahreszeit mit Matschhosen, Anorak, Stiefeln, Mütze, Schal und alle mit Leuchtwesten ausgestattet. Die Kinder sind unterschiedlich geschickt und geübt darin, sich selbst anzuziehen. In der Garderobe herrscht Gewusel. Besonders die Hosen sind für viele Kinder eine Herausforderung, manche Modelle sind schwieriger anzuziehen als andere, auch sind die Kinder unterschiedlich alt. Ich will die Erzieher*innen dabei unterstützen, die Kinder zum Weggehen vorzubereiten. Niemanden will ich ermahnen oder anweisen, das würde meiner Erfahrung nach zu Bockigkeit und Provokation führen.
Mein Ziel ist es, möglichst viele Kinder im Blick zu haben, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie so bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Die Kinder wissen, wo sie ihre Sachen finden und gehen auf unterschiedliche Weise zu Werke. Manche bitten mich um Hilfe. Bei keinem der Kinder möchte ich dafür zuständig sein, es anzuziehen. Das würde den vielen anderen nicht gerecht werden und vermutlich bei einigen zum Nachahmen animieren. Lieber will ich die Kinder dazu befähigen, selbstständig zu werden. Deshalb reagiere ich auf alle Bitten und versuche hilfreich zu sein, ohne die Regie zu übernehmen.
Denen, die schon tätig sind möchte ich zeigen, dass ich sie beachte und sage beschreibende und begleitende Sätze wie:
- „Du ziehst dir die Hose im Sitzen an.“
- „Jetzt machst du den Reißverschluss zu.“
- „Einen Schuh hast du an.“
- „Du hast dir zuerst den Schal angezogen.“
Die, die eher Schwierigkeiten haben, versuche ich zum Problemlösen zu animieren und sage Sätze wie:
- „Du guckst, wo du dich hinsetzen kannst.“
- „Jetzt überlegst du, welcher Schuh auf welchen Fuß passt.“
- „Du suchst deine Mütze.“
Die Kinder, die glauben, sie kommen mit dem Anziehen alleine nicht zurecht und mich um Hilfe bitten, unterstütze ich, indem ich ihnen die Sachen richtig herum hinlege und dies mit Worten begleite.
- „Ich lege dir die Hose mal so hin, dass die richtige Seite vorne ist.“
- „Ich halte dir mal die Jacke.“
- „Ich ziehe dir mal die Weste über den Kopf.“
- „Ich entwirre mal die Hosenträger für dich.“
Dann gibt es noch Kinder, die Ihre Unzufriedenheit äußern. Ihnen will ich aktiv zuhören und sie mit ihren Befindlichkeiten abholen.
- „Du bist schon ganz ungeduldig und möchtest am liebsten sofort losgehen.“
- „Es ist dir schon warm, wenn du hier stehst und wartest.“
- „Du wolltest heute die erste sein, die fertig ist. Jetzt bist du enttäuscht, dass das nicht geklappt hat.“
- „Du findest das Hose-Anziehen ganz schön mühselig.“
Mein Ziel ist es, meine Aufmerksamkeit auf möglichst alle Kinder gleichmäßig zu verteilen (keinen bevorzugen), ihnen zu zeigen, dass ich mich für ihre Handlungen interessiere ohne sie zu bewerten (Loben schafft Konkurrenz und Abhängigkeit) und für sie da bin, damit sie sich mit ihren Schwierigkeiten nicht im Stich gelassen fühlen und selbst Lösungen finden. So schaffen es die Kinder aus meiner Sicht am ehesten selbstständig zu werden und mit sich und ihren Fortschritten zufrieden zu sein.